Dr. Dietrich Röpke wurde 1863 in Werder auf dem Bauernhof seiner Eltern geboren. Wie seine Brüder Bernhard und Hermann studierte er in Würzburg Medizin und wurde Arzt. 1894 übernahm er die Landarztpraxis in Thedinghausen von seinem Vorgänger Dr. Vetterlein. Er machte später auch seine Kreisarztprüfung und konnte sich Physikus nennen.
Die Praxis, die sich in seinem Haus an der Hauptstraße befand verlief damals anders als heute. Es war vorwiegend eine Besuchspraxis. So spielten Pferde, Wagen und der Kutscher die Hauptrolle. Der Kutscher ersetzte die Sprechstundenhilfe und half gelegentlich beim Zähneziehen. Die Sprechstunde spielte noch keine große Rolle und das kleine Sprechzimmer bestand aus einem Stehpult, Chaiselongue und Waschtisch. Laboruntersuchungen beschränkten sich auf Urin-Diagnostik und kurz nach dem Krieg wurde ein Blutdruckmessgerät angeschafft. Eine große Rolle spielte auch die Geburtshilfe, die ausschließlich im Hause mit Hilfe von Hebammen stattfand
Er benutzte gern einfache Natur- und Hausmittel. Zu seinen Lieblingen gehörte die Kamille, das brachte ihm seinen Spitznahmen „Kamellendierck“ ein, der heute noch vielen älteren Thedinghäusern bekannt ist.
Am 01. April 1897 gründete er ein einstöckiges Krankenhaus mit 5 Betten in der Bürgerei. Zuvor gab es nur eine Krankenstube mit 2 Betten vor der Molkerei.
Das Krankenhaus wurde im Laufe der Jahre vergrößert und ausgebaut.
Aufgenommen wurden Infektionskrankheiten wie Typhus, Diphterie und Tuberkulose. Zu größeren Eingriffen wie Blinddarmoperationen kamen vor dem ersten Weltkrieg Chirurgen aus Bremen heraus. Nach dem Krieg kam sein Bruder Bernhard aus Brinkum zu allen Operationen. Er hatte eine chirurgische Ausbildung in Wolfenbüttel genossen und Erfahrungen aus Hoya und aus dem Kriege mitgebracht.
Die anstengendste Zeit für ihn war die Kriegszeit 1914-1918. Da die Brinkumer Praxis seines Bruders Bernhard, der sich im Krieg befand, verwaist war, fuhr er mittags mit der Kleinbahn nach Brinkum, um dort Besuche zu machen und Sprechstunden abzuhalten. In Grippezeiten schrieb er Rezepte schon während der Bahnfahrt vor. Außerdem betreute er ein großes Gefangenenlager in Uesen an der Weser.
Nach dem Krieg musste er die weitläufigen Hausbesuche mit dem Fahrrad bewältigen, was sicher seine schon angeschlagene Gesundheit ruinierte. So blieben Ihm nach der Übergabe der Praxis an seinen Sohn Dr. Eduard Röpke 1928 nur gute 4 Jahre bis zu seinem Tod 1933.
Sein besonderes Engagement galt der Jugend. So errichtete er am Sodenstich einen Sportplatz, der auch für die örtliche Erholungsfürsorge genutzt wurde. In den Sommerferien wurden zwei Kindergärtnerinnen eingestellt, 40 Liegen und ein paar Zelte für die Kinder angeschafft. Die Kinder erholten sich dort prächtig, einige meiner älteren Patienten erinnern sich noch gerne an ihre Kindertage am Sodenstich.
Heute erinnern an seine Vermächtnisse in Thedinghausen das Straßenschild Dr-Dietrich-Röpke-Weg am alten Krankenhaus und ein Gedenkstein am heutigen Sportplatz.
Dr. med. Eduard Röpke wurde am 23.07.1897 in Thedinghausen geboren. Er war der älteste Sohn von Dr. Dietrich Röpke, der 1894 die Arztpraxis in Thedinghausen von Dr. Vetterlein übernommen und 1897 das Krankenhaus in Thedinghausen gegründet hatte.
Nach seinem Abitur am Gymnasium in Bremen 1915 meldete er sich kriegsfreiwillig, kam zur bespannten Artillerie und bereits Ende 1915 an die Front von Verdun, wo er bis zum Kriegsende blieb. 1918 nach Kriegsende heimgekehrt begann er das Medizinstudium in Würzburg. Nach dem Examen 1922 absolvierte er im St. Joseph-Stift in Bremen eine chirurgische Facharztausbildung. Am 01. Oktober 1928 übernahm er die Praxis seines schwer herzkranken Vaters „ Kamellendirk“.
1929 heiratete er die Bremer Arzttochter Waltraut Konietzko, 1930 wurde Tochter Marlo und 1934 Sohn Thomas geboren. 1939 war für ihn das friedliche Leben beendet. Vom ersten bis zum letzten Tag nahm er als Militärarzt am 2. Weltkrieg teil, die längste Zeit als Chirurg und Chef eines Feldlazaretts 40 km vor Petersburg. Ende 1945 glücklich heimgekehrt setzte er in Thedinghausen unverzüglich seine Arbeit fort. Es war dies eine ständige doppelte Arbeit, die Allgemeinarztpraxis und die chirurgische Tätigkeit im Krankenhaus. Am 01.April 1967 übergab er die Praxis und das Krankenhaus an seinen Sohn Dr. med. Thomas Röpke, der sie bis November 2002 weiterführte. Bis zu seinem Tode 1974 betreute er noch einige wenige seiner alten Patienten.
Dr. med. Thomas Röpke wurde am 06.04.1934 als Sohn des in Thedinghausen ortsansässigen Landarztes und Chirurgen Dr. med. Eduard Röpke in Bremen geboren. Nach dem Abitur in Bremen nahm er sein Medizinstudium in Würzburg auf und genoss nach dem Staatsexamen eine facettenreiche Ausbildung zum Allgemeinarzt und Chirurgen. Seine Stationen führten ihn neben Tätigkeiten in Hamburg und Bremen Anfang der sechziger Jahre für ein Jahr nach Philadelphia, wo er im Childrens Hospital of Philadelphia als Kinderchirurg ausgebildet wurde. Zurück in Thedinghausen übernahm er 1967 von seinem Vater in dritter Generation die Landarztpraxis und die Leitung des Kreiskrankenhauses in Thedinghausen, das er bis zu dessen Schließung 1993 führte. 1967 begründet er auch in Eigeninitiative einen Rettungsdienst, wie er noch heute als Standard angesehen wird. Notfälle wurden gleichzeitig vom in Thedinghausen stationierten Rettungswagen und einem Notarzt angefahren.
Zeitgleich etablierte er in der Samtgemeinde die Sozialstation, die bis heute sehr umfangreich tätig ist.
Nach Übergabe der Praxis an mich am 01.Novemvber 2002 in die vierte Generation bricht er mit 68 Jahren auf zu einem Humanitären Einsatz im afrikanischen Tansania. Organisiert durch den Senior Expert Service verbringt er vier Monate am Fuße des Kilimantscharo in Marangu, um dort in einem kirchlich geführten Buschkrankenhaus junge afrikanische Assistenzärzte auszubilden.